Herbsttour mit Pfarrer Trautmann führte ins Rheinische Braunkohlerevier

„Es fehlen einem die Worte, um das wirklich beschreiben zu können“, sagt Ina Brambrink. Die 16-Jährige meint den Braunkohletagebau Garzweiler bei Jülich. Zusammen mit anderen Dülmener Jugendlichen sowie Pfarrer Markus Trautmann hat sie vor einigen Tagen an der Abbruchkante gestanden und das erste Mal in das „gigantisch große Loch“ geschaut, das die „unvorstellbar großen Schaufelradbagger“ gerissen haben.„Das ist krass“, versucht die Jugendliche ihre Gefühle zu beschreiben.

Ins Rheinische Braunkohlerevier östlich von Jülich führte die Herbsttour von Pfarrer Trautmann. Zusammen mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen versuchte er sich in Begegnungen mit Aktivisten ein Bild von den ökologischen, aber auch sozialen, politischen sowie ökonomischen Folgen der Braunkohletagebau bei Hambach zu machen. Der jüngst von der Politik beschlossene Ausstieg aus der Braunkohle als Maßnahme für einen besseren Klimaschutz ist ein hochaktuelles Thema. Aber tatsächlich auf den Weg an den Niederrhein machten sich dann gar nicht so viele junge Menschen mit dem Pfarrer. Über Aufenthalte in Kevelaer und Mönchengladbach ging es mit dem Rad in der zweiten Wochenhälfte nach Jülich. Das Wetter war zum Teil stürmisch und ungemütlich und passte damit auch zu der Thematik. Denn was die Dülmener in Begegnungen mit Umweltschützern, umgesiedelten Dorfbewohnern oder Aktivisten aus dem Hambacher Forst hörten, ergab ein widersprüchliches Bild. Je nach Art der Betroffenheit wurde die Situation mal milder, mal unversöhnlicher bewertet. Der Riss - auf der einen Seite Befürworter, auf der anderen Seite Gegner - kann auch durch Familien oder Nachbarschaften geben, hörten die Jugendlichen etwa im Gespräch mit einem früheren Kreistagsabgeordneten der Grünen aus Inden. Von einem Mitglied des Kirchenvorstands aus Immerath erfuhren die Dülmener, was Umsiedlung bedeutet. Alt-Immerath - ein Stadtteil von Erkelenz - musste für den Braunkohletageabbau weichen. Die Bewohner leben jetzt in Neu-Immerath. Einen starken Eindruck hinterließ der gestrige Besuch in Hambacher Forst -von Aktivisten nur kurz Hambi genannt. Hier lernten die Dülmener junge Menschen kennen, die zum Teil schon seit Jahren in Baumhäusern leben und für ein Ende des Braunkohletagebaus kämpfen. „Sie leben hier einfach“, beschreibt Ina Brambrink die Situation, die an diesem Freitagnachmittag - inzwischen scheint mild die Herbstsonne - etwas Friedliches hat. Nach dem Gespräch geht eine junge Aktivistin, die aus der Gegend stammt, mit der Dülmener Gruppe auch hier zur Abbruchkante - dieses Mal des Tagesbaus Hambach. Die Eindrücke, die die Jugendlichen und Pfarrer Trautmann in diesen Tagen gesammelt haben, sind bunt und zum Teil widersprüchlich. In der Abendrunde werden sie besprochen, die Begegnungen reflektiert.„Dies ist kein Museumsbesuch, den man einfach abhaken kann“, sagt Trautmann. Er hat den Eindruck, dass alle in den Gesprächen und Begegnungen mit den Aktivisten gespürt haben, wie wichtig es ist, „sich Gedanken zu machen“. Und dass es sich lohnt, für seine Überzeugung auf kreative Weise einzutreten. Es war eine „großartige Chance“, diesen unterschiedlichen Menschen begegnet zu sein, unterstreicht Ina Brambrink. Trautmann hatte gehofft, auch mit einem Vertreter der RWE, die für den Abbau verantwortlich ist, zu sprechen. Aber der Energieversorger hatte sich auf entsprechende Anfragen nicht gemeldet.

© Bericht der Dülmener Zeitung, Claudia Marcy