Barock-Kreuz kehrt nach der Restaurierung zurück auf die Karthaus.

Das Kreuz mit dem Elfenbein-Corpus kennt Markus Bagert gut. Aus seiner Kindheit, als Messdiener in St. Jakobus. „Bei jeder Prozession und Beerdigung war es mit dabei“, erinnert sich der 58-Jährige. Auch er selbst habe es etliche Male getragen. Da passt es, dass es Bagert ist, der das Kreuz jetzt an seinen neuen, seinen endgültigen Platz stellt. Denn nach jahrelanger Abwesenheit ist es nun zurückgekehrt auf die Karthaus. Doch anstatt bei Wind und Wetter herumgetragen zu werden, steht es nun in einer verschlossenen Vitrine in der Sakristei von St. Jakobus. Einen ersten Blick darauf konnten am Sonntagabend bereits die Besucher des Passionskonzertes werfen.

Die Geschichte des Kreuzes beginnt im Barock, vermutlich irgendwann zwischen 1600 und 1700. Gefertigt sein könnte der Corpus in Italien, vermutet Pfarrdechant Markus Trautmann. „Stilistisch hat er eine Nähe zum Manierismus, einer kurzen Phase zwischen Renaissance und Barock, in der das Ideal des ‚Natürlichen‘ von der ‚Anmut‘ überlagert wurde.“ Überlange Gliedmaßen, verdrehte Körperhaltung, filigrane kleinste Details wie Haarlocken oder Zehnägel seien dafür typisch gewesen. Genau solche Feinheiten weist auch der gut 40 Zentimeter große Jesus aus Elfenbein auf. Sogar seine Zähne, Handfalten oder Fingernägel sind mühelos zu erkennen. „Und das aus einem Werkstoff, der härter ist als Holz“, bewundert Trautmann die Arbeit. „Solche Qualität ist beispiellos in der Region.“ Bemerkenswert sei auch die Darstellung Jesu, die bereits Bezug nehme zu seiner Auferstehung: Der Blick gehe Richtung Himmel, Dornenkrone und Seitenwunde fehlen.

Wie das Kunstwerk seinen Weg auf die Karthaus fand? „Vermutlich kam das Kreuz im 19. Jahrhundert nach Weddern und ist eine Schenkung der Familie von Croy“, berichtet der Pfarrer. Aus dem 19. Jahrhundert stamme wohl auch das hölzerne Vortragekreuz, an dem der Corpus befestigt wurde - so hat es Bagert noch aus seiner Messdiener-Zeit in Erinnerung. Aber: „Die Restauratorin hat keine Zweifel, dass es früher ein Standkreuz war“, betont Trautmann.

Und genau ein solches ist es jetzt auch wieder geworden. Schon seit Jahren gab es Überlegungen der Gemeinde, den Corpus zu restaurieren. Finanzielle Unterstützung kam von der Sparkasse Westmünsterland, die gleich zweimal für das Vorhaben Geld überwies. 2015/16 kam das Kunstwerk dann in eine Kölner Werkstatt. Die Experten reinigten die Figur, tauschten Stifte aus und ergänzten etwa einen abgebrochenen Finger und Zeh. Auch wurde aus dem Vortrage- wieder ein Standkreuz: Den Corpus befestigte die Restauratorin auf einem Kreuz aus schlichtem, schwarz gebeizten Lindenholz - ein eindrucksvoller Kontrast zur fein geschnitzten Elfenbein-Figur mit seiner zarten Maserung. „Durch den Standsockel ist es auf jeden Fall viel schwerer als früher“, stellt Markus Bagert dann auch gleich fest, als er das Kunstwerk zur Vitrine trug.

Die wurde vom Tischler extra in die neuen Sakristeischränke eingebaut. Denn die Umgestaltung der Sakristei von St. Jakobus sowie die Corona-Pandemie waren die Gründe, warum sich die Rückkehr des Kreuzes weiter verzögerte. Rechtzeitig zur Karwoche hat es jetzt aber geklappt. „Es soll jetzt erst einmal nicht mehr raus aus der Vitrine, und zwar aus Sicherheitsgründen“, erläutert Trautmann. „So ist es präsent und soll auch präsentiert werden“, fasst es Bagert zufrieden zusammen.

 

Bericht und Fotos der Dülmener Zeitung, Kristina Kerstan

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