Neue Treppen, alte Wege 

Schneeglöckchen, Narzissen, Krokusse oder Gänseblümchen. Was der Frühling an Frühblühern zu bieten hat, wird auch auf dem Platz rund um die Kirche St. Viktor zu sehen sein und die Betrachter erfreuen. Allerdings erst im nächsten Jahr. Denn auch wenn die Arbeiten auf und am Kirchplatz St. Viktor in den vergangenen Wochen tüchtig vorangeschritten sind, so gehört das Terrain immer noch den Handwerkern und nicht den Besuchern.

Aber bis zum Sommer, so hofft Hans-Willi Heeringa, stellvertretender Kirchenvorstand von St. Viktor, wird es soweit sein. Dann können die Mitglieder der Gemeinde, aber auch alle Dülmener den Platz mit Leben füllen.

Die DZ sah sich zusammen mit Pfarrdechant Markus Trautmann, Hans-Willi Heeringa sowie den Landschaftsarchitekten Thomas Köhlmos und Robert Brandt vom Büro Lohaus Carl Köhlmos auf dem Gelände um. Mit dabei war auch der Archäologe Dr. Gerard Jentgens, der auf dem Kirchplatz weitere Grabungen durchführt und das Projekt Keller Pins mitbetreut. Hier die wichtigsten Arbeiten im Überblick.

Strahlenförmige Wege. Die historischen, von der Kirche strahlenförmig abgehenden Wege über den Platz bleiben erhalten. Die alten Pflastersteine werden wieder eingesetzt und um einige neuere Steine ergänzt. Die Wege werden mit Corten-stahl-Bändern eingefasst.

Bäume und Hecken. Verschwunden sind die Hecken auf dem Platz, die den Weg zum Kirchenportal gesäumt haben. Entlang der Mauer zur Lüdinghauser Straße sind die Beete von Sträuchern befreit, es wurden entlang der Mauer neue Hecken gepflanzt. Auf dem Kirchplatz wird es jetzt viel Rasenfläche geben. Neue Bäume werden gesetzt. Der alte Baumbestand ist weitestgehend erhalten geblieben.

Alte Lateinschule. Die Fundamente der alten Lateinschule neben dem Haupteingang sind durch große graue Eckquader markiert. Diese haben nicht nur gestalterische Funktion, sondern können auch als Sitzgelegenheit genutzt werden.

Niedrigseilgarten. Mit dem Niedrigseilgarten, der im Dreieck hinter dem Löwendenkmal und dem Weg zur alten Scharre angelegt wird (derzeit wird der Platz noch für Baumaterialien genutzt), wird der Kirchplatz künftig auch zum Spielen einladen. Die Fundamentlöcher sind bereits vorhanden.

Mauer. Die Kirchplatzmauer an der Lüdinghauser Straße ist in Richtung Münsterstraße verlängert worden. Ein barrierefreier Zugang zum Platz wurde gelegt.

Podest. Angelegt ist bereits das Podest, auf dem die Pietà aufgestellt wird. Sie befand sich früher am Pfarrhaus und ist seit dessen Abriss 2015 in Billerbeck eingelagert. Das Podest wird später vollständig durch die Statue abgedeckt.

Treppenanlage. Die Treppenanlage im hinteren Teil des Kirchplatzes ist bereits erkennbar. Ein Corten-stahl-Zaun begrenzt die Kita-Außenanlagen. Zwischen Anlage und Zaun wird ein Baum gepflanzt und mit Rundbank versehen.

Keller Pins. Die ersten Aufträge für die Betonarbeiten sind vergeben

 

Der Dornröschenschlaf ist vorbei 

Es soll eine grüne Oase mitten in der Stadt sein, die zum Ausruhen, mit dem Niedrigseilgarten aber auch zum Spielen einlädt. Mit der Umgestaltung wird der Kirchplatz St. Viktor einen neuen Charakter annehmen. Vorher war es ein stiller Ort im Dornröschenschlaf, so die Charakterisierung durch Pfarrer Markus Trautmann. Doch nun, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus für alle, dem einsA, habe sich sein Auftrag geändert, betont er. Der Platz solle offener und lichter werden. Deshalb wurden Hecken entfernt, stattdessen Rasenflächen angelegt. „Der Platz bleibt aber das grüne Herz der Stadt“, betont Landschaftsarchitekt Thomas Köhlmos.

„Der neu gestaltete Platz trägt zur Belebung der Innenstadt bei“, ist Hans-Willi Heeringa vom Kirchenvorstand St. Viktor überzeugt.

Nicht ohne Stolz bemerkt Pfarrer Trautmann, dass auf der vergleichsweise kleinen Fläche mehrfach Erinnerungen an das alte Dülmen wachgehalten werden. So markieren Steinblöcke die Begrenzungen der alten Lateinschule. Das Bodenfenster Keller Pins soll daran erinnern, dass neben der Kirche einst die jüdische Familie Pins lebte. Die Kellerfundamente sollen durch eine besondere Gitterabdeckung zu sehen sein, zudem ist eine Beleuchtung vorgesehen. Ein weiterer Ort des Gedenkens könnte im hinteren Teil an der Lüdinghauser Straße liegen. Denn dort wurden in einem Grab die Gebeine jener Dülmener bestattet, die bei den jüngsten archäologischen Grabungen gefunden wurden. Ob auf die Gedenkorte mit aufgestellten Tafeln oder Bodenintarsien hingewiesen wird, werde noch überlegt. Die Zeit dränge nicht, sind sich Trautmann und Heeringa einig. Denn zunächst gehe es darum, dass die Dülmener den neu gestalteten Platz entdecken und erobern.

 

Bericht und Fotos der Dülmener Zeitung, Claudia Marcy

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